Wie erkennt man Außerirdische

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Wie können wir einen Außerirdischen identifizieren?
Eine Geschichte von Mono Petra über sein Treffen mit den grünen Männlein aus Nibiru, dem mysteriösen neunten Planeten

Die riesige Flut von Menschen verschiedener Farben zu beobachten, wie sie im Wohnviertel Belleville in Paris umherliefen, ist ein kosmisches Erlebnis an und für sich. Vor meinen Augen balgten sich schwarze, weiße, gelbe und rote “Außerirdische”, die zum größten Teil ihrer Zeit damit beschäftigt waren, die notorischen Zeichen aus Phönizien1 unter sich auszutauschen und sich gegenseitig dabei auszutricksen versuchten, als könnte es ihnen wirklich gelingen, diesen ganzen Besitz an sich zu reißen und mit ihm dann ins unendlich weite Universum wegzufliegen.

Das All ist für unsere Raffgier leider zugeschlossen, und auf den Straßen wandern herrenlose Hunde und Katzen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, uns auszuspionieren und an jemanden über das am Tag Angehäufte zu berichten, der uns ständig im Visier hat und sich mit uns ziemlich amüsiert.

In solchen Gedanken vertieft, vertrieben zwei Träumer, mein enger Freund Matthew und ich, die Zeit, während wir mit dem Rücken zur Bar an unserem nächsten Bier nippten und diesen Teil der kosmischen Arena studierten, der sich Paris nannte. Gerade waren wir dabei, diesem Thema einen Punkt zu setzen und uns den Lottozetteln für die Fußballspiele zu widmen, als uns eine gelbe Dame mit einem wunderschön aufgesetzten Hut, an dem eine herrliche Fasanenfeder steckte, annäherte. Ihre Hände steckten in weißen Spitzenhandschuhen, und an einem Handgelenk hielt sie eine lackierte Damentasche, die Krokodilleder imitierte, fest. Sie öffnete die Tasche vor uns und reichte uns Flyer über ein bevorstehendes Treffen mit dem Esoteriker Minassyan, der aus dem Berg Ararat hierher zu Besuch gekommen war, um an demselben Abend zum Thema „Der Planet Nibiru und sein Erscheinen vor die Augen der Menschheit“ vorzutragen.

Eine Einladung dieser Art war ein guter Anlass für noch ein Bier und zahllose Kratzer an der Stirn, hinter der sich in jenen Jugendjahren eine endlose, wuchtige Energie verbarg. Schnell wurde klar, dass wir hingehen würden – mindestens nur deswegen, weil wir schon seit einer Weile nach den nirgendwo zu findenden grünen Männlein suchten, die jedermanns im Munde waren, aber von niemandem bis jetzt gesichtet worden waren. Wir tranken das Bier zu Ende, füllten unsere Lottozettel aus und machten uns an diesem späten Nachmittag auf den Weg zum Treffen mit dem Esoteriker Minassyan.

Wir gerieten in eine Buchhandlung, die mir zwar bekannt war, in die ich aber nie hineinging. Jedes Mal, wenn ich daran vorbeikam, breitete sich dort ständig der Qualm brennender indischer Räucherstäbchen aus… bis heute noch ekelt mich dieser Mist an. Ich war jetzt bereit, mir diesen erstickenden Qualm nur deswegen anzutun, wenn es uns endlich gelänge, einen grünen Menschen zu entdecken. Aber zu meinem Staunen war die Luft drinnen die gleiche wie auf der Straße – Pariser Luft. Die Buchhandlung platzte schon vor Leuten, deshalb blieben wir an der Tür stehen, um von dort den Auftritt des Esoterikers Minassyan abzuwarten.

Mit einer winzigen Verspätung trat vor uns ein vom Ohr zu Ohr lächelnder, etwa 60-jähriger Herr mit einer fleischigen Nase und Schnurrbart auf, der unverzüglich und zauberhaft auf Französisch mit armenischem Akzent über das Erscheinen von Nibiru und den daraus folgenden geistigen Kataklysmus zu erzählen begann. Ich genoss eine gute Sicht über den ganzen Saal und begann mit den Augen nach einem grünen Menschen zu suchen, dessen Neugier ihn vielleicht zu diesem Treffen mit dem armenischen Esoteriker gezogen hätte. Mein Herumschauen musste wohl schon auffällig geworden sein, denn der Vortragende verlor seine Konzentration wegen des Vorhandenseins im Saal eines nach etwas anderem suchenden Blicks. Allmählich wurde die daraus strömende Energie auch vom restlichen Teil des Publikums empfunden, denn die Anwesenden fingen an, sich umzudrehen und wie in einem Bienenstock zu rauschen.

Dieser Konzentrationsverlust ihrerseits half mir, sie noch detaillierter zu erforschen, als sie sich nach hinten umdrehten. Und ja! Oh, mein Gott! In der ersten Reihe, genau vor dem Esoteriker Minassyan, erkannte ich nicht nur einen, sondern zwei von meinen Exemplaren sitzen. Sie hatten sich in der ersten Reihe so gut bequem gemacht, damit sie dem Vortrag besser folgen konnten. Ich zeigte Matthew auf sie und konzentrierte meine Aufmerksamkeit wieder auf die fleischige Nase des Armeniers. Der Saal kam zur Ruhe, er trug weiter bis zum Ende vor, und danach bissen wir an hausgemachten Keksen, während wir uns mit dem Lektor über die Geschmackscharakteristika des georgischen Cognacs unterhielten. Wir umarmten uns mehrmals zum Abschied und machten uns auf den Weg, unsere Lottogewinne abzufragen. Matthew freute sich wie ein Kleinkind darüber, dass er sie erkannt hatte. Er sah aus wie ein Punk, dessen Musikband nicht aus diesem Planeten stammte.

„Hast du sie erkannt, Mono?“

„Ja, hab‘ ich.“

„Hast du bemerkt, wie schnell sie nach dem Vortragsende verschwanden?“

„Nein, dies nicht, aber auf der Party mit den Keksen waren sie tatsächlich nicht dabei.“

„Mono, die Grünen sind genauso neugierig wie wir.“

„So ist es, mein Freund, die Neugier schlendert durch das Weltall.“

Ein weiterer Blogbeitrag zu Mono Peter